Diagnostik


Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist  eines der ältesten Medizinsysteme der Welt. Der  umfangreiche Wissensschatz der TCM  wird seit über 2000 Jahren  kontinuierlich  zusammengetragen,  klinisch angewendet sowie bis heute ständig  weiterentwickelt. Das ältestes medizininsche Werk,  der  „Klassiker des gelben Kaisers" (Huangdi Neijing)  entstand zwischen dem 2. Jhd. vor und dem 2. Jhd. n. Chr. und gilt bis heute als das Grundlagenwerk der chinesischen Medizin. Ab dem 3. Jhd. n. Chr. entstanden weitere umfangreiche klassische Werke, die das Wissen der traditionellen Medizin in eine  klare Terminologie eingebettet haben und bereits genaue topographisch-anatomische Beschreibungen  der einzelnen Akupunkturpunkte sowie systematische Hinweise auf deren Wirkungen enthielten.
In China wird die chinesische Medizin seit den 1950er Jahren nach modernen wissenschaftlichen Standards systematisiert und an chinesischen Universtitäten gelehrt. In Deutschland hat sich die chinesische Medizin seit den 1970er Jahren zu einem der bedeutendsten komplementärmedizinischen Verfahren etabliert.
Die Internationale Gesellschaft für chinesische Medizin (SMS) in München hat sich seit dieser Zeit zur führenden Ausbildungsgesellschaft für chinesische Medizin im deutschen Sprachraum entwickelt. Mit dem Abschluss des CPC (Certified Physician of Chinese Medicine) hat die SMS den höchsten Ausbildungsstandard für Ärzte in Deutschland gesetzt. Der erste universitäre Master-Studiengang für Chinesische Medizin in Europa hat vor 3 Jahren an der TU München begonnen. 

Diagnostik in der Chinesischen Medizin

Der Weg zur Diagnose in der Chinesischen Medizin unterscheidet sich grundlegend von den diagnostischen Methoden in der Schulmedizin. In der Schulmedizin korreliert Krankheit in der Regel mit messbaren organischen Veränderungen. Die Befunderhebung erfolgt  durch verschiedenste Untersuchungsmethoden wie Labordiagnostik, Ultraschall, Endoskopie, Röntgen, CT, MRT etc. Zeigen sich bei einem Patienten keine pathologischen, d.h. krankhafte Untersuchungsergebnisse, kann also folglich auch keine klare Diagnose gestellt werden.
Die Chinesische Medizin beschreibt seit einigen tausend Jahren den Mensch als Teil eines kosmischen, energetischen Wirkgefüges. Krankheiten werden als Folge von Störungen,  Mangel oder Überfülle von Yin, Yang oder Qi in den verschiedenen Energiesystemen oder auf den Leitbahnen des Menschen gesehen.
Als Ursachen zur Krankheitsentstehung zählen neben neben emotionalen Faktoren auch von außen eingedrungene Schäden wie  z.B. Wind, Kälte, Feuchtigkeit oder Hitze. Aber auch ernährungsbedingte Störungen, Verletzungen oder Unfälle können zu einem energetischen Ungleichgewicht bzw. zu einem blockierten Energiefluß in den Leitbahnen beitragen und somit zu Schmerzen führen.
Durch folgende diagnostische Verfahren wird eine chinesische Diagnose erstellt, welche die Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung mit den Therapieverfahren der Chinesischen Medizin ist:

  • Ausführliche Befragung  (Krankengeschichte und aktuelle Beschwerden, Schlaf, Verdauung, Appetit, Temperaturempfinden, soziale und emotionale Faktoren etc.)
  • Betrachtung des Menschen (z.B. körperliches Erscheinungsbild, Gesichtsfarbe, Aussehen von Augen, Haaren, Nägeln etc.)
  • Zungendiagnose
  • Pulsdiagnose

Durch diese präzisen diagnostischen Verfahren können energetische Störungen bereits in einem sehr frühen Stadium erkannt und einer rechtzeitigen Behandlung zugeführt  werden.  Deshalb kommt auch  der Prophylaxe von Erkrankungen in der Chinesischen Medizin eine wichtige Rolle zu.
 

Zungendiagnostik

Bei der Zungendiagnostik wird neben der Größe, Form, Farbe und Beschaffenheit des Zungenkörpers auch die Intensität, Lokalisation  und Farbe des Zungenbelags beurteilt.
Da verschiedene Areale auf der Zunge den unterschiedlichen Organsystemen eines Menschen zugeordnet werden, lassen sich so wichtige Rückschlüsse auf die energetische  Situation des Patienten ziehen.
Deshalb ist es wichtig, daß der Patient kurz vor der Behandlung den Genuß von bestimmten Nahrungs-und Genußmitteln, die den Zungenbelag verändern können, vermeidet (z.B. rote Beeren und Säfte, Bonbons, Nikotin, Kaffee) . Auch das Abkratzen des Zungenbelages mit speziellen Zungenbürsten/-schabern sollte ausdrücklich vermieden werden.
 

Pulsdiagnostik

Die Pulstastung erfolgt an drei nebeneinander liegenden Stellen der Arteria radialis an beiden Handgelenken und erfordert neben einer fundierten Ausbildung viel Erfahrung und Sensibilität des Untersuchers.
Beurteilt wird neben der Pulsfrequenz vorallem die Pulsqualität bezüglich Breite, Länge und Höhe sowie der Spannung und Fülle der Pulswelle an den verschiedenen Pulstaststellen. Insgesamt werden ca. 30 verschiedene Pulsbilder unterschieden.
Da jede dieser Stellen einem unterschiedlichen Organsystem zugeordnet sind, trägt eine präzise Pulstastung neben der eingehenden Inspektion der Zunge und den anderen o.g. diagnostischen Verfahren wesentlich zur Erfassung einer möglichst exakten chinesischen Diagnose bei.

Nach der Diagnosestellung wird entschieden, mit welchen Behandlungsmethoden der chinesischen Medizin dem Patienten individuell am besten geholfen werden kann.